Schachfreunde Hillscheid e.V.

Schachfiguren

Clubgeschichte

Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, die Männer und Jungmänner, die das grausige Geschehen überstanden haben, kehren nach und nach aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Man freut sich, daß man lebt, daß Friede ist. Mit Genehmigung der Besatzungsmacht werden in jedem Ort wieder traditionelle Vereine gegründet.

Der Zimmermann Gottlieb Saal spielte von je her gerne Schach. Er versuchte, einen Schachverein als Unterabteilung des Sportvereins ins Leben zu rufen. An Interessierten mangelte es nicht. Aber die Pläne ließen sich nicht realisieren, die Verhandlungen scheiterten. So meldete sich Gottlieb Saal als einziger Hillscheider bei dem damaligen Schachverein „Koblenz 03“ an und spielte dort, aufgrund seiner Spielstärke, in der ersten Mannschaft.

In den ersten Jahren nach dem Krieg herrschte noch Armut und Not. Ein eigenes Badezimmer konnten sich nur wenige leisten. Aus diesem Grunde wurde von der Gemeinde Hillscheid ein Dorf-Gemeinschaftsbad im Keller der Volksschule eingerichtet. Die Bevölkerung nahm diese Einrichtung dankbar an. Der Hausmeister der Volksschule, Engelbert Lahnstein, überwachte den Badebetrieb, unterhielt sich mit den Wartenden, und als man eines Tages auf das Schachspiel zu sprechen kam, machte er den Vorschlag: „Wir treffen uns zu einer Aussprache in meiner Dienstwohnung. Ihr seid für den zweiten Weihnachtstag eingeladen!“ So saßen dann am 26. Dezeber 1953 zehn Schachfreunde beim Schachspiel im Schulhaus. Ehe sie auseinandergingen, wurde von allen die Absicht kundgetan: „Wir gründen einen Schachverein!“

Am Donnerstag, dem 11. März 1954 war es soweit. Im Hotel Manns trafen sich die elf Gründer: Herbert Rasbach, Paul Höber, Engelbert Lahnstein, Gottlieb Saal, Willi Schaaf, Benno Radke, Otto Wallat, Josef Dommermuth, Walter Portugall, Otto Rosenbach und Rudi Breiden. Sie wählten in geheimer Wahl Herbert Rasbach zum Vorsitzenden, Paul Höber zum Kassierer, Rudi Breiden zum Schriftführer und Gottlieb Saal zum Spielleiter. Nun konnte man über den Namen des Vereins diskutieren. Man entschied sich mit 6:4 Stimmen bei einer Enthaltung für „Schachfreunde Hillscheid“. Als monatlicher Mitgliedbeitrag legte man 50 Pfennige fest. Zum Spiellokal bestimmten die Mitglieder das Hotel Manns. Die erste Satzung des Vereins wurde diskutiert, in Paragraphen gefaßt und von allen Mitgliedern unterschrieben. Als Vereinsabzeichen wählten sie ein schwarz-silber lackiertes Schachbrett mit aufgelegter Krone, in das die Buchstaben S.F.H. eingesetzt wurden.

Es war ein kleiner Schachverein entstanden, dessen Spieler sich jeden Mittwoch um 20.30 Uhr aus Freunde am Spiel trafen und vorerst nur untereinander Turniere und Spiele austrugen. Es fehlte noch an allem. Die Bretter und Figuren wurden von zu Hause mitgebracht und dem Verein zur Verfügung gestellt. Von den ersten Mitgliedsbeiträgen konnte eine Schachuhr gekauft werden.

Die Mitgliederzahl wuchs. Stolz konnte der Vorsitzende schon am 15. Dezember 1954 verkünden, daß der Verein aus 17 Aktiven und 6 passiven Mitgliedern besteht.

Nachdem man in Vereinsturnieren die Spielstärke der einzelnen Spieler ermittelt hatte, wurde eine Einteilung in A- und B-Klasse vorgenommen. Der Höhepunkt des Jahres war das Mannschaftsturnier, auf dem der Wanderpreis der Gemeinde Hillscheid ausgespielt wurde. An diesem Turnier nahmen sechs Mannschaften teil. Nach Beendigung der Spiele ergab sich folgende Plazierung:

1. Schachclub Koblenz 03
2. Schachclub Baumbach
3. Schachclub Niederberg
4. Schachclub Eintracht Höhr-Grenzhausen I
5. Schachclub Weitersburg
6. Schachclub Eintracht Höhr-Grenzhausen II

Nunmehr durch die Fazination des Turnierspiels angeregt, wurde auf der Jahreshauptversammlung am 23. März 1955 beschlossen, daß sich der Verein mit einer Mannschaft an den Meisterschaften des Kreises Koblenz beteiligt. Hierfür wurden folgende Spieler gemeldet:

Brett 1: Gottlieb Saal
Brett 2: Walter Portugall
Brett 3: Herbert Rasbach
Brett 4: Otto Wallat
Brett 5: Werner Wörsdörfer
Brett 6: Rudi Breiden
Ersatz: Rigobert Schönberger
Ersatz: Josef Dommermuth

Der Ausgang der Spiele in den Mannschaftsmeisterschaften des Kreises Koblenz brachte den Schwung der Begeisterung nicht zum Erliegen. In der Jahreshauptversammlung am 11. April 1956 wurde beschlossen, mit einer ersten und einer zweiten Mannschaft in die kommenden Kämpfe einzusteigen. Auch sollte an den Jugendmeisterschaften teilgenommen werden. Die Spieler Erich Schneider, Werner Wörsdörfer und Rudi Breiden erhielten eine Urkunde für die Erringung der Brettmeisterschaft und nach erfolgreichem Abschluß der Aufstiegsspiele konnte der Aufstieg in die zweite Liga erkämpft werden.

Bei den Jugend-Mannschaftsmeisterschaften 1959/60 errang die Jugend den Sieg in der Staffel II über SV Höhr-Grenzhausen, TUS Reil Koblenz II und Eckbauer Vallendar und wurde nach zwei gewonnenen Stichkämpfen gegen den Sieger der Staffel I, TUS Reil Koblenz, Kreis- und Jugendmeister in folgender Brettbesetzung:

Brett 1: Manfred Portugall
Brett 2: Helmut Link
Brett 3: Günter März
Brett 4: Karl Lorenz

Fortan spielte die erste Mannschaft in der zweiten Liga, stieg dann in die Bezirksklasse ab, um sich nach einem Jahr – und diesmal gefestigt – in der höheren Spielklasse zu behaupten. Im Jahre 1966 gelang dann der ersten Mannschaft der große Erfolg, der Aufstieg in die seinerzeit höchste deutsche Spielklasse, der Oberliga, während die zweite Mannschaft ihren festen Platz in der Bezirksklasse hatte.

Als 1978 der Schachverband Mittelrhein umgegliedert wurde und der Schachbund Reinland-Pfalz entstand, änderte sich auch die Einteilung der Klassen und zwar in 1. und 2. Bundesliga, Oberliga, 1. und 2. Landesliga, Bezirksklasse und 1., 2. und 3. Kreisklasse.

Der Vorstand der Schachfreunde Hillscheid legte Wert auf Geselligkeit und gemütliches Beisammensein. Die Preismaskenbälle in den Anfangsjahren fanden großen Anklang, die Waldfeste wurden für alle zum Erlebnis, die gute Erbsensuppe an Buß- und Bettag war eine Gaumenfreude und die jährliche Weihnachtsfeier wird immer einen festen Platz in der Vereinsgeschichte haben.

Für die Spieler waren der Besuch von Turnieren in Hamburg, Antwerpen, Berlin, Luxemburg und Eupen gewisse Höhepunkte. Als bleibende Erinnerung thront im Schachlokal der „Hillscheider Bär“, der anläßlich der Teilnahme an einem internationalen Turnier in Hamburg mit über hundert Luftgewehrtreffern auf Papp-Hasen gewonnen wurde.

Der Verein richtete am 18. Juli 1959 das Kreisschachfest aus, welches vom Hillscheider Musikverein und den beiden Gesangvereinen festlich umrahmt wurde. Die Veranstaltung ließ erkennen, daß der kleine Ort Hillscheid im Kannenbäckerland mit seinen knapp 2000 Einwohnern durch seine Schachspieler weit über das Heimatgebiet hinaus bekannt und anerkannt war.

1963 wurde das Spiellokal gewechselt. Die Schachabende und Turniere fanden fortan bis 1969 im Gasthaus Quelle (Fickeis) statt und dann für drei Jahre im Hotel Weis. 1972 zog der Verein nach kurzer Zwischenlösung in das Feuerwehrhaus ein. Wer aber in eigener Behausung sein wollte, mußte Geld aufwenden. Die Kosten in Höhe von DM 3934,94 (Sachspenden nicht eingerechnet) überstiegen bei weitem das Vereinsvermögen. Sie wurden durch eine Spendenaktion aller Mitglieder aufgebracht. Die Spieler waren glücklich in den eigenen vier Wänden. Der Schriftführer frohlockte im Protokollbuch: „Kein Wirt und keine Wirtin mehr! Keine Erzengel die mahnen: Drückt nicht so fest auf die Wasserspülung, Polizeistunde!“

Bezüglich des Spiellokals konnte sich der Verein nach all den vielen Anstrengungen um die Ausgestaltung jetzt im Feuerwehrhaus wohlfühlen. Doch nach Ablauf des Mietvertrages mußte jährlich mit einer Kündigung gerechnet werden. Bei den Bemühungen um ein neues Clubheim wurde der Kauf des alten Bürgermeisteramtes, der Erwerb eines Grundstückes auf dem Bahngelände und die Beteiligung beim Bau des Sportplatzgebäudes geprüft. Letztlich akzeptierte der Verein aber das Angebot der Gemeindeverwaltung, das ehemalige Bad in der alten Schule anzumieten. Die Ausbauarbeiten begannen, und schon bald konnten die Schachfreunde Hillscheid, dank des immensen Einsatzes aller Beteiligten, die neuen Clubräume, um die uns alle gastierenden Vereine beneiden, beziehen.

1981/82 wurden die Jugendmannschaft der Schachfreunde Hillscheid in der Besetzung:
Stefan Huf, Thomas Kowalewski, Ralf Walfort und Jürgen Seufferth Schülermeister des Bezirks Rhein-Westerwald. Überregional war die erste Mannschaft der Schachfreunde Hillscheid stets in der Rheinland oder Rheinland-Pfalz Liga vertreten. Auch einige Jugendspieler konnten sich auf den Rheinland-Meisterschaften immer wieder überregional in Szene setzen. Georg Kux, Jochen Blath, Janet Werner, Henrik Simon, Fabian Rupp, Andrea Philippi, Janina Remy und Martin Tappert konnten auf Bezirksebene überzeugen und durften sich so auf Rheinland-Ebene messen. Auf das Treppchen kamen dabei Georg Kux, Janet Werner und Janina Remy. Janina Remy gelang es im Jahr 2001 sogar Rheinland-Pfalzmeisterin U10 zu werden und als erstes Vereinsmitglied die Deutschen Einzelmeisterschaften zu erreichen. 1998 und 2001 konnte die Hillscheider Schülermannschaft den Bezirksmeistertitel erringen, wobei man im Jahr 2001 sogar den Rheinland-Meistertitel erreichte (Pierre Radtke, Dominik Remy, Janina Remy, Thorsten Michalsky, Martin Tappert).

Das Jahr 1994 weist eine außergewöhnliche Leistung in organisatorischer Hinisicht auf. Hillscheid feierte sein 1000 jähriges Bestehen und die Schachfreunde organisierten unter Leitung des damaligen Vorsitzenden Rolf Lehmler eine Oldtimer Ausstellung, die den ganzen alten Schulhof in Anspruch nahm und ein Highlight der Veranstaltung war, welches auch der Südwestrundfunk im Fernsehen zeigte. Im gleichen Jahr fanden auch die einwöchigen Rheinland-Pfalz Einzelmeisterschaften in Hillscheid statt. 1998 wurde der Jugend-Bezirksvergleichskampf in Hillscheid durchgeführt und 2001 die Jugend-Rheinland-Blitzmeisterschaften. Im Jahr 2000 hielt der Computer samt Turnierplanung, Schachprogramm und Schachdatenbank Einzug. Seit Juli 2001 ist der Verein auch im Internet vertreten und das mit einer stattlichen Anzahl von über 100 Inhaltsseiten.